01 Mai 2017

Achtes Trikojaner-Treffen in der Schatztruhe Franken

Eine Reise in den Frühling rückt Politik in den Hintergrund. Mein Glück in der freien Natur, die wunderbaren Eindrücke in ruhigen, fränkischen Dörfern beschweren keine Gedanken um das politische Geschehen. Im Frühling in Franken findet sich Frieden. Wer sich meiner Frau und mir vom 21. Juli bis 4. August unserer Fahrt nach St. Petersburg und Wyborg anschließen will, ist willkommen.

Was am unmittelbarsten beglückt, ist die Heiterkeit des Sinnes, denn diese Eigenschaft belohnt sich augenblicklich selbst. Wer eben fröhlich ist, hatte alle Ursache es szu sein: nämlich eben diese, dass er es ist. Nichts kann so sehr, wie diese, jedes andere Gut ersetzen. Arthur Schopenhauer




 * Tikrojaner fahren "Teilintegrierten Robuste" GfK-Wohnmobile des Herstellers Seitz auf Basis von Peugeout, VW oder Mercedes.





Mein liebes Frauchen arbeitet mit Freude und Hingabe als Nutzpflanzengärtnerin. So treibt es mich wieder allein aus der freundlichen, warmen Stube in die Welt. 



Eine Kältewelle bringt Ende April noch Schnee. Mit den erste Sonnenstrahlen geht die Reise nach Harburg in Schwaben.

Harburg


Die "Harburg" macht Kinderträume wahr. Von der wunderlich verwinkelten Burg auf einem Hügel blickt man über Fluß, Weiden, Felder und Flure.




Der Fürst Wallerstein logiert nicht mehr in seinem Gemäuer, das Gastwirtschaft, Burgladen, eine Schloßkirche und vielleicht auch einige Mieter beherbergt.













Rothenburg ob der Tauber

Das war denn auch die letzte Sonne für die vier Tage. In Rothenburg o. d. T. waren die zahlreichen Besucher schon glücklich, nicht nass zu werden.



Der Platz nahe der Stadtmauer für die nächsten drei Nächte hat sich als Fehlgriff herausgestellt. Denn keine 15 Meter unterhalb meiner Klause rauscht der Fernverkehr, dessen Lärm sich durch eine Steigung und  eine Ampelanlage steigert. 

Dafür entschädigt mich das putzige Museumstädtchen mit unvergesslichen Eindrücken mittelalterlicher Romantik.


Am ersten Abend ließ sich sogar kurz die Sonne sehen, die sich die nächsten Tage hinter Wolken versteckte.


Die "mittelalterliche Trinkstube Zur Höll' " mahnt mich, meinen abendlichen Rotweinkonsum zu reduzieren. Schließlich will man sich, wenn man sich schon bis zur Rente durchgekämpft hat, noch lange von den Transferleistungen der Steuerzahlen profitieren.


Man kann sich gut vorstellen, wie die Menschen für Klerus und Obrikeit geschuftet haben, um ihren Zehnten abzuliefern. Man kann sich gut vorstellen, wie Wein, Bier und Braten die Mächtigen verwöhnte, während die Tagelöhner in elenden Hütten hausten.


Mein erster Blick auf die Stadtmauer zeigt mir die zahlreichen Türme. Einer dieser Türme nennt sich "Faulturm". Hier ließen die Henker Schwerverbrecher in ein Verließ hinab, wo diese bei Wasser und Brot verhungerten und verfaulten.


Die alten Gemäuer überwuchert Efeu. Die Lampen passen sich im Stil der Stadt an. Verkehrsschilder und wenige Autos erinnern an die Neuzeit.


Dass in diesem weltweiten Touristenmagnet Geld in Menge fließt, um die Gemäuer zu sanieren, versteht sich von selbst.


Auch die Brunnen der Stadt tragen österlichen Schmuck. 


Asiaten haben kunstvoll ihr Tablet platziert, um gemeinsam mit Selbstauslöser passend auf das Bild zu kommen.


Die Bauherren haben nahezu jeden Baugrund genutzt, um mit winkligen Häuschen maßgeschneidert den Platz zu nutzen.


In zahlreichen Häusern haben sich mittlerweile Cafes, Restaurants und Andeckengeschäfte ausgebreitet.

Vom Rathausplatz marschieren um 11.00 und 14.00 Stadtführer mit ihren Kunden durch das Freilandmuseum.


Die Stadt kann kaum Autoverkehr auf ihren engen Gassen aufnehmen, weswegen man sich überall in Ruhe auf Straßen und Plätzen umsehen kann.

Die Sonne fehlt, um den roten Balken der Marienapotheke Glanz zu verleihen. Unter dem Dach mit den Hauben hauste das Gesinde. Im Sommer glühend heiß, im Winter der kälteste Platz im Haus.


Im Mittelalter haben wohl noch die meisten Menschen verstanden, welche Personen oder Geschichten die Plastiken darstellten. Heute ist dieses Wissen geschichtlichen Experten vorbehalten, welches Fremdenführern den wißbegierigen Touristen weiter geben.


Wen die Schöne in Stein betrauert, lässt sich nicht mehr sagen. Doch ihr Trauer ist zeitlos - in Stein gemeißelt.


Für edlen Wein ist kein Gefäß kostbar genug.

Schnaps aus einem Ziegenfuß zu genießen, verriet vornehme Lebensart.


Der Besitzer tauschte seine Ladeneinrichtung 1950 gegen Brennholz. So gelangte das gute Stück in das Reichsstadtmuseum.


Harmonisch fügt sich der alte Baum in das ummauerte Rund ein.

Trotz aller Wehrhaftigkeit überrannte der alte Schwede Tilly im 30jährigen Krieg die Stadt.


Am dritten Tag begeisterte mich der Rundgang über die begehbare Stadtmauer, die mich mit herrlichen Ausblicken über Rothenburg belohnte.

Der Rundgang ist auch bei Regen empfehlenswert, weil die ganze Strecke  überdacht ist. Allerdings muss man manchmal gebückt gehen, weil die Dachbalken niedrig hängen.


Was früher einmal Schmiede war, verwöhnt heute zahlende Gästen.


Wo heute Bankzentralen städtische Zentren beherrschen, da dienten die mächtigsten Bauten im Mittelalter der christlichen Erbauung und Disziplinierung der Massen. Doch die Kirche hat zunehmend ihre Macht verloren. So konnten die klerikalen Eliten einen jüdischen Ketzer wie Karl Marx für seine Worte nicht mehr strafen.

Karl Marx schreibt Ende 1843 - Januar 1844 unter dem Titel »Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung«:
"Für Deutschland ist die Kritik der Religion im Wesentlichen beendigt, und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik ...
Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist ...
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über einen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist ...
Es ist also die Aufgabe der Geschichte, nachdem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. Es ist zunächst die Aufgabe der Philosophie, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven."


Zinnbecher, verzierte Bierhumpen und Kuckucksuhren bis zu 2.000 Euro bietet der gut sortierte Handel mit Erinnerungsstücken an Rothenburg und die Reise nach Good Old Germany.


"Echte Eier, nicht berühren", warnen Schilder die Touristen. Das Schild hindert niemanden daran, die bemalten Eier zu zerdrücken.

 

 Kitzingen

Nach drei Nächten steht etwa 40 Kilometer weiter Kitzingen auf dem Programm. Der Platz mit Blick auf den Main ist weitaus ruhiger als der Stellplatz in Rothenburg o.d.T., erholsam für die angespannten Nerven.



Der Wein beseligt die Menschen zu Fastnacht-Feiern, denen die Menschen ein Denkmal und ein Museum widmen.





Vor meinem Fenster neben dem Bett tuckern so selten Schiffe vorüber, dass der Anblick mehr freut, als dass der tuckernde Diesel stört.


Die Synagoge ist wieder aufgebaut und dient mittlerweile als Kulturzentrum. Ebenso bereichert eine neue DiTib Moschee das bunte Leben in der Stadt.


Noch duldet der muslimische Mitbewerber die klerikale Konkurrenz. In Kernländer der muslimischen Macht gibt es weniger Toleranz.



Der Turm mit der schiefen Spitze dient Kitzingen als Wahrzeichen.






In Kitzingen wird abgerissen, neu gebaut. Doch nicht wenige Geschäfte müssen ihren Betrieb aufgeben. Einige repräsentable Bauten stehen ungenutzt.

Beide Gebäude an der Hauptstraße stehen leer. Hier müssen die Eigentümer nur noch Grundsteuer zahlen, doch keine Mieter wollen den Wohnraum nutzen.

Sulzfeld


Wenige Kilometer Radtour am Main entlang kommt das nächste romantische Städtchen, wo viele Menschen von Weinbau und Tourismus leben.


Die Gassen in Sulzfeld sind wie in Rothenburg für Autoverkehr kaum geeignet.


Das "Winzerhäusle" ist das älteste Haus in Sulzfeld.


8. Internationales Tikrotreffen in Nordheim am Main



Vor den 20 Kilometern von Kitzingen nach Nordheim am Main versorgt mich ein Einkaufszentrum mit allem Nötigen. Die Heizung hat etwa sieben Liter Gas verbraucht, welche die Gastankstelle wieder nachfüllt.


Johannes, der mich 2012 in seinem Peugeot Tikro durch Marokko begleitete, hat das achte Treffen organsisiert.  Eine Reihe der 2,2 Liter Motor, die Ford gebaut hat, sind entweder für etwa 5.000 Euro runderneuert worden oder haben unterwegs die Arbeit eingestellt.



Der Produktionsfehler wurde erst nach der Garantiezeit erkannt, nie von Ford eingestanden und fast nie auf Kulanz repariert.


Viel Fernfahrerlatein erwartet uns auf dieser denkwürdigen Veranstaltung. Es ist nach dem Treffen 2011 mein zweites Treffen mit den Tikrojaner. Die Jahre von 2012 bis 2016 hatten mich Fahrten in Marokko, Sizilien oder Portugal an der Zusammenkunft gehindert. Doch zuvor lockt mich ein Ausflug, mit dem Fahrrad die Gegend zu erkunden. In Volkach tragen Freizeitsportler ihre Kanus zum Main.





Die "Undine" liegt startklar zur Rundfahrt. Nach Würzburg sind es knapp 20 Kilometer. 


Von Volkach geht es auf die andere Mainseite über Astheim zur Vogelsburg. Von dort blickt man über das fruchtbare Weinland hinunter nach Nordheim und Escherndorf.

Die steilen Hänge an der Mainschleife gegenüber Nordheim bringen prämierte Weine hervor. Die Marke nennt sich Escherndorfer Lump. Der Name rührt von der kleinteiligen Aufteilung im Hang. Die kleinen Streifen im Hang erinnern an Lumpen, was dem Wein seinen Namen gab.

Die Fähre bringt mich von Escherndorf nach Nordheim. Dort gleich gegenüber in Nordheim stehen unter lauschigen Kastanienbäumen die Wohnmobile der Trikojaner.


Viktor fährt einen neuen Tikro-Allrad-Daimler, den Tikro-Meyer in etwa 10 Monaten aufgebaut hat. Viktor spricht fließend Russisch, hat leider in diesem Jahr schon andere Reisepläne. Vielleicht klappt es nächstes Jahr mit ihm als dem idealen russischen Reiseführer.



Wer von den Tikrojaner im Juli mitfahren will nach St. Petersburg, ist herzlich willkommen und möge sich melden.



Auch dieser Trikojaner kann einen Allrad-Antrieb zuschalten. Er verbringt seine Winter in Andalusien, wo er als Gleitschirmflieger lauschige Plätzchen in den Bergen kennt.

Herr Borst, Weinbauer seit Generationen, führt uns Trikojaner durch seine Weinberge und die seiner Kollegen. Hierbei verwöhnen uns sechs Weinproben mit dem köstlichen Getränk. Dabei weiht uns der kenntnisreiche, erfahrene Winzermeister Borst in die Grundlagen des Weinbaus ein. Da jedes probierte Glas 0,1 Liter enthält, sind die Meisten nach mehr als einem halben Liter Wein wohlig beschwingt.


Drei fröhliche Fuhren ziehen die Allrad-Schlepper kreuz und quer durch die Weinhänge der Weininsel Nordheim, immer wieder unterbrochen durch belebende Weinproben.


Winzermeister Borst setzt sich auf dem Felsen in Szene, klatscht in die Hände und bittet um Aufmerksamkeit. Seine kurzweiligen Anekdoten ziehen die Gruppe von mehr als 50 Tikrojaner immer wieder in den Bann, obgleich nach der dritten, vierten, fünften Weinprobe es schwieriger wird, konzentriert zuzuhören.


Nachdem wir die Gläser nach jeder Weinprobe leer geschlappt haben, transportiert jeder sein Glas im grünen Brustbeutel. 


Der Schoppenexpress des Weinguts Borst wird den Meisten als unvergessliches Erlebniss in Erinnerung bleiben. Am Ende der wunderbaren Führung stärkt uns dann eine deftige Brotzeit.


Hier blicken wir auf das paradiesische Nordheim. Auf der gegenüberliegenden Mainseite liegen die "Lumpen", also die fein abgeteilten Rebenstrecken, der Escherndorfer Weinhänge.

Sonntagsausflug nach Volkach



Anderntags geht es wiederum mit dem Fahrrad Richtung Volkach. Am Ortseingang von Nordheim steht das Bronzedenkmal der Reben. Nach den Wurzeln traditioneller Monarchie wählen die Menschen in nahezu jedem fruchtbaren Landschaft eine Königin, in Nordheim eben die Weinkönigin. Der Titel schmückt die Dame weitaus besser als wenn sie Kartoffel-, Bier- oder Gurken-Königin wäre, obgleich auch diese blühende Geschöpfe für sich für ihre Produkte bestens werben.


An diesem Sonntag lassen die Sportler ein großes Ruderboot in den Main, wo sich zehn Männer an den Galeeren abarbeiten.


Der Ratsherr in Tracht verwöhnt am Rathausplatz die nächste Gruppe mit Weinproben. Frühschoppen in dieser Weinbaugegend, wo es kaum Industrie gibt, spülen die notwendigen Gelder in die Gemeinde.



Volkach mit seinem Rathausplatz lädt zum Verweilen ein. Die Balken des Fachwerks glänzen im Sonnenschein ebenso wie das Gold verzierte Schild mit dem Bocksbeutel, das den Mainwein anpreist.


Wer gegen die fromme Gemeinde Widerspruch wagt, dem war wohl schon seit alter Zeit eine dunkle Gasse gewidmet, die Hetzergasse.




Wer heute Spuren hinterlässt, die den Mächtigen nicht passen, den sperren Moderatoren wie bei Facebook. 


Man verzeihe mir die Abschweifung in das ganz verspannte Hier-und-Hetz der aktuellen Diskussionen. Besser ist es im sonnigen Franken!


Heute dürfen auf der Straße sogar Kinder spielen, doch vor wenigen Jahrzehnte war es nicht ungefährlich, sich zu hetzerischer Gruppierungen wie Protestanten, Gewerkschaftlern oder gar Kommunisten zu bekennen. Heute sind Muslims sicherer, die sich zu islamistischen Gruppierung DiTib bekennen als Deutsche, die sich zur AfD bekennen.


Die Frömmigkeit der Franken ist heute noch spürbar. Im Weinland am Main wie im Bier-Paradies der Genussregion Franken ist der Dank für die himmlische Gaben eine Selbstverständlichkeit. 


Mitten in den Weinbergen liegt eine Fischzucht. Der Betrieb feiert den Frühling, verköstigt seine Gäste mit köstlichem Zander-, Waller- oder Forellenfilet.

Und die Musi spielt dazu....



Die Mainschleifen-Vinothek wirbt mit zwei überdimensionierten Boxbeuteln. Die Ape knattert mit Vollgas vorbei, um Kisten der goldgelben Köstlichkeit für die durstigen Touristen anzuliefern. 



Ein Tikrojaner hat sein Fahrzeug verkauft, um sich mit einem Eura Mobil Terrestra auf sieben Meter Länge und 2,30 Meter Breite zu vergrößern. Wer mit zwei Personen länger im Auto lebt, dazu noch im Süden überwintern will, wird das größere Platzangebot schätzen. 




Mit Grafitti künstelnde Antifanten haben Nordheim noch nicht heimgesucht. Andernfalls wäre dies Kriegerdenkmal nicht unbeschadet stehen geblieben.

Ebenso ehren die Nordheimer ihr wichtigstes Werkzeug, um die Trauben zu pressen: Die alte Weinpresse stammt von 1791.



Der erste Mai bietet aus der Sommeracher Spargelhütte das köstliche Edelgemüse für meine heimatliche Küche.



Die Sommeracher Weinverkostung verführt mich zu sechs Weinproben, die zum Glück nicht alle auf 0,1 Liter und mehr gefüllt werden: Rotling, Müller-Thurgau, Silvaner, Riesling, Traminer und Scheurebe. Doch diese Sorten zu unterscheiden, fällt mir schwerer noch, als russische Vokabeln zu büffeln.



Zum Glück führen Radwege am Main entlang oder durch die Weinberge, dass man nach der Weinverkostung dem Straßenverkehr fern bleiben kann.



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